Zweite gewinnt in Oberursel

Am Sonntag hatten wir das zweifelhafte Vergnügen, unseren Auswärtskampf im Taunus zu bestreiten. Zum Glück fiel kein Schnee wie am Dienstagabend, an dem ich den Bericht schreibe, so dass die Anreise unproblematisch verlief. Da ich selber fast die längste Partie spielte, habe ich von den anderen Partien z.T. wenig mitbekommen, aber der Schiedsrichter hat diese vor Ort erfasst und am Sonntag gemailt, da konnte ich dann einiges besser nachvollziehen.

Der Gastgeber aus Oberursel trat mit zwei Urgesteinen (Haakert und Haub) an 4 und 5 an, die beide deutlich über 70 sind. Vielleicht ist dass eine Erklärung dafür, warum beide in etwas schlechterer bzw. ungefähr gleicher Stellung den Faden verloren. Haakert opferte gegen Wladimir die Qualität ohne ausreichende Kompensation und Haubt stellte die Dame nach h4, was mit Tg5xg3 beantwortet wurde, wonach die Dame hängt. Auf DxDe7 kommt Txg2+, daher Dxg3 Txg3 Sxg3. Die schwarze Dame war aber stärker als die unkoordinierten Türme, so dass Dmitrii keine Mühe hatte, ebenfalls vor der Zeitkontrolle den vollen Punkt einzusammeln. Martijn am Spitzenbrett hatte mit dem Manöver De4 f5 De1 den gegnerischen Be6 rückständig gemacht. Nach einigem Manövrieren erlaubte sich sein Gegner einen Lapsus, nachdem eben dieser Bauer angegriffen wurde und nicht mehr gehalten werden konnte. Die weißen Schwerfiguren kamen dann über die e-Linie und entschieden im Verbund mit dem Bd6 die Partie.  Fernando hatte eine Wolgagambit-ähnliche Struktur, aber ohne Minusbauer. Das führte nach einigen Intermezzi zu einem Endspiel Turm, Läufer und vier Bauern am Königsflügel gegen Turm, Springer und drei Bauern ebenda. Sein Gegner hätte sich vielleicht etwas länger halten können, aber auch diese Partie ging vor der Zeitkontrolle an uns. An 7 und 8 kamen mit Fatih und Borna zwei Jugendliche zu ihren ersten Einsätzen in der zweiten Liga. Fatih versucht es mit dem Gioco piano in der italienischen Partie und hat vielleicht eine Chance verpasst, in Vorteil zu kommen – am Ende Zugwiederholung. Borna hatte ähnlich wie Haubt seine Dame in ein ungünstiges Vis-a-vis mit der gegnerischen gebracht, durch Lxf6 Lxf6 Sd5 wurde die Bauernstruktur ruiniert, denn Lg7 wird durch Sx7+ beantwortet – der Sc6 klebt an der Da5. (Te8 wäre besser gewesen als Da5.) Der d-Bauer ging verloren und die Stellung war deutlich schlechter bis verloren, aber in den Zügen 36-40 behandelte der Gegner die Sache so ungeschickt, dass eine Fesselstellung in der d-Linie zusammen mit dem aktiven König entweder Zugwiederholung oder Rückgabe des Bauern bedeutet, also auch Remis.

Beim Stand von 5:1 liefen noch zwei Partien. Ich hatte zum ersten Mal Weiß, die Eröffnung besser behandelt als mein Gegner und neben deutlichem Zeitvorteil auch optische Trümpfe wie das Läuferpaar, wobei der La3 die Rochade verhinderte. Ich hätte als erste fertig sein können (bei Zug 15 bekam ich ein Remisangebot), aber war natürlich im Kampfmodus. Wie die Engine mir zeigte, habe ich meine Stellung zum einen überschätzt und zum anderen falsch getauscht, auf einmal spielt der Gegner 0-0 (was ich ganz aus dem Auge verloren hatte) und stand damit schon besser. Es gelang mir nicht, den Laden zusammen zu halten, die Bauern auf c3 und d4 gingen verloren und damit auch die Partie. Am lebhaftesten ging es wie gewohnt bei Dirk zu: Kurz vor Schluss hätte er in einer Stellung mit Kb1, Dd2, Lg2, Ba2 (und drei weiteren) gegen Dc4, Sd3 und Bb3 und zwei weiteren fast matt setzen können (bxa2+ Dxa2 Dc1#), aber leider steht sein König ungedeckt auf g8, so dass die Dc4 gefesselt wäre. Sein Versuch Kg8-f8 reichte auch nicht zum Gewinn, auch diese Partie endete mit Zugwiederholung.

An dem 5,5-Sieg gab es also nichts zu deuteln, evtl. wäre ein 3:5 aus Sicht der Gastgeber möglich gewesen, aber mehr auch nicht. Mehr Spannung dürfte Anfang Februar aufkommen, da erwarten wir den ASV zum Lokalderby, was gleichzeitig auch das Spitzenspiel ist, denn der ASV liegt momentan mit 9:1 in Front – ziemlich erstaunlich, verkehrten sie doch letzte Saison lange in Abstiegsgefahr, und die Mannschaft ist fast unverändert (Jackelen wurde durch Lemmers ersetzt), punktet aber deutlich besser.

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