Aachen schlägt den Deutschen Meister aus Solingen

Senasation – der Aufsteiger DJK Aufwärts Aachen besiegt den amtierenden Deutschen Meister SG Solingen vor heimischen Publikum klar mit 5:3. Gespielt wurde im Herzen der Stadt, einen Steinwurf vom Aachener Rathaus entfernt in der Aula Carolina. Vor dieser imposanten Kulisse bot sich bei bestem Frühjahrswetter allen Schachspielern und Zuschauern sowie den Fans der DJK Aufwärts ein spannender Kampf. Allein aufgrund der Paarung am Spitznbrett, wo Granda-Zuniga gegen die aktuelle Nummer 6 der Welt, Anish Giri, mit den schwarzen Steinen antrat, versprach dieser Spieltag einen besonderen Esprit für jeden Schach-Fan. Aber auch die anderen Bretter boten vielversprechende Paarungen mit großen Namen.

Die Partie an Brett 1 nahm schon einen denkwürdigen Auftakt, denn auf den Eröffnungszug 1. Sf3 des mit Weiß spielenden Giri erwiderte Zuniga nicht direkt, sondern investierte ganze fünf Minuten in seine Entscheidung, 1. … Sf6 zu spielen. Wie er nach dem Spiel erklärte, versuchte er eine Partie zu erinnern, die er vor ca. drei Jahren gegen seinen Kontrahenten erfolgreich bestritten hatte. Die Partie entwickelte sich rasch und brachte eine scharfe Stellung hervor, in der Zuniga eine Qualität sowie einen Bauern für dynamisches und aktives Spiel ins Geschäft steckte. Dennoch war die entstandene Figurenkonstellation kaum sicher zu bewerten und schien in höhere (schachliche) Spähren entrückt gewesen zu sein. Schlussendlich krönte Zuniga sein mutiges Aufspielen durch eine Mischung aus Taktik und bedingungslosem und vor allem fehlerfreiem Positionsspiel, wodurch er seinen Gegner zu Aufgabe zwang.

An den übrigen Brettern verlief der Kampf in der ersten Phase ausgeglichen. An keinem Brett waren deutliche Vor- oder Nachteile auszumachen. Losgelöst von Brett 1, das aus einer sachlichen Bewertung außen vor gelassen wurde, waren wir aus Sicht der reinen Spielstärke nur an den letzten beiden Brettern favorisiert, an den übrigen trennten ca. 100 Punkte die Solinger Meister von den unseren.

 

 

Dies sollte aber kaum jemanden beeindrucken, da ohnehin kein Punkt für den heutigen Spieltag eingeplant war und somit alle frei aufspielen konnten. Nicht zuletzt dieser Umstand ließ also auf interessante Partien hoffen. GM Jorden van Foreest und GM Hoffmann erzielten mit einem Remis den ersten Punkt für die DJK Aufwärts nach ca. drei Stunden Spielzeit. Jorden kam gegen GM Ragger in eine aussichtreiche Stellung mit dem Vorteil einer Qualität, sah sich aber einem starken Zentrum entgegen, das vom Läuferpaar des Gegners bestens unterstützt wurde. Aufgrund der taktischen Reserven der schwarzen Stellungen nahm er ein Remisangebot seines Gegenübers trotz beachtlichen Zeitvorteils an. Michael überraschte seinen ehemailige Vereinskameraden GM L’Ami mit dem Wolga-Gambit und konnte im Endspiel eine Zugwiederholung erzwingen. Ebenso remisierten GM Twan Burg gegen den starken GM Jan Smeets sowie IM Nicola Capone gegen den FM Kevin Schröder.

 

Eine sehenswerte Partie lieferte Lucas van Foreest, der auch Elo-technisch immer näher an seinen älteren Bruder Jorden heranrückt und derzeit einen wahren Lauf hat – mit 4,5 Punkten aus den letzten fünf Kämpfen. Er rechnete einfach besser als sein Kontrahent und nutzte mit Springer und Läufer die Schwächen im gegnerischen Lager, um schlussendlich einen Königsangriff mit seinen Schwerfiguren vorzubereiten, den sein Gegenüber einzig durch Materialverlust abzuwenden vermochte. Das resultierende Endspiel ließ dann keine Fragen mehr offen und nach nur wenigen weiteren Zügen strich IM Schäfer die Segel.

Auch IM Christian Braun konnte heute seine dritte Partie in Folge in der Schachbundesliga gewinnen und sicherte sich damit seine erste GM-Norm. Er bezwang in einer sehenswerten Art und Weise den langjährigen Spitzenspieler und ehemaligen Sieger des bekannten Turnieres Wijk aan Zee, GM Predrag Nikolic. Dank einer geschickten Überführung seiner Leichtfiguren auf den Königsflügel konnte er ein druckvolles Spiel aufziehen, das in einem Endpiel mit Läufer gegen Springer bei deutlich besserer Bauernstruktur resultierte. Er nutzte den Tempovorteil seiner Leichtfigur und manövrierte seinen Kontrahenten aus, sodass diesem nichts anderes übrig blieb, als ihm die Hand zur Aufgabe zu reichen und zu einem guten Spiel zu gratulieren.

Den einzigen vollen Punkt musste GM Dambacher abgeben, der sich zunächst gut gegen GM Predojevic verteidigte. Letzterer fand jedoch ein elegantes Springermanöver, das König und Springer unseres Mannes im Leichtfigurenendspiel an dessen Bauern am Königflügel band, sodass die übrigen Figuren des Gegners plus dessen König den Damenflügel aufreiben konnten.

Ein unerwarteter Sieg gegen den amtierenden Deutschen Meister hat uns nun endgültig den Klassenerhalt gesichert. Nichtsdestotrotz sollen am morgigen Sonntag gegen den SV Mühlheim weitere Punkte folgen.

Neben der eigentlichen Veranstaltung fand in den Nebenräumen der Aula Carolina ebenfalls Programm statt. GM Zaragatski analysierte live die laufenden Partien und zeigte Ideen und sehenswerte Varianten, die munter unter den zahlreich anwesenden Zuschauern diskutiert wurden.

Parallel wurden unsere Stars interviewt, die bei der Analyse ihrer Partien gefilmt wurden.

Diese filmischen Erzeugnisse sind bald auf unserem YouTube-Cannel verfügbar.

 

 

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